13.08.2023 Autor: Sebastian Wachter
Medikamente im Designobjekt
PILLENDOSE IN SCHÖN
Pharmazeutin Linn Born befreit die Tablettenbox von ihrem Stigma
Design statt Stigma. Die Münchner Apothekerin Linn Born hat eine neue Tablettenbox erfunden: designed und handwerklich angefertigt ist sie wesentlich mehr als eine gewöhnliche Pillendose. Über 50 Prozent der Deutschen nehmen täglich mindestens eine Tablette – für viele ein Tabu, das sie am liebsten verstecken. Vor allem weil die Verpackungen oder Dosen sofort deutlich sichtbar „Krankheit“ konnotieren. Aus dieser Erfahrung heraus war es der Pharmazeutin und Kunst-Kuratorin Linn Born wichtig: „die Menschen von der Plastikbox zu befreien“. Als Apothekerin kennt sie die Ängste ihrer Kunden, und hat mit ihrer schönen Pillendose eine Alternative entwickelt.
Born hat sich zur Aufgabe gemacht, durch modernes Design, edle Materialien und perfekte Funktionalität ein Stigma zu brechen.
Das Vorurteil, Tabletten würden nur von alten oder kranken Menschen eingenommen, stimmt nicht. Tatsächlich nehmen nach einer Forsa-Umfrage* des Deutschen Apothekertages 53 Prozent der Deutschen Medikamente ein. Oft mehrmals täglich und ein Leben lang. Die Tablettenbox ist aus dem Leben vieler Deutscher nicht mehr wegzudenken. Und doch ist sie ein Tabu. Die Schoendiener Tablettendose ist ein Statement für ein glücklicheres Leben – die Möglichkeit für einen völlig normalen Umgang mit einer eigentlich völlig normalen Sache. Die in der Gesellschaft aber immer noch negativ behaftet ist.
Die ursprüngliche Idee kam der Gründerin während eines Beratungsgesprächs als Apothekerin mit einem Rheumapatienten, der die herkömmlichen Produkte nicht öffnen konnte. „Ich bin Apothekerin, ich liebe Kunst und ich liebe Design. Die Problemstellung der Patienten kenne ich sehr gut, da ich jahrelang in diesem Bereich gearbeitet habe und die Defizite beobachten konnte.“ Heute entwirft sie – auch zusammen mit freischaffenden Künstlern und kreativen Köpfen – Pillendosen als Accessoire oder Pillendosen für Kinder, die auf diese Weise spielerischer mit ihrer Krankheit umgehen können.
Ihre Kunden legen die Pillendose wie das Smartphone und den Schlüssel in die Handtasche oder auf den Tisch. Wie selbstverständlich. „Machen Sie das mal mit einer dieser durchsichtigen Plastikkästchen“, lacht Born und fährt mit einem Hauch Ironie fort: „Kein Mensch nimmt Tabletten, aber alle nehmen die Dose in die Hand und sind begeistert.“
Die positive Resonanz liegt zum einen am Design, das einen negativ assoziierten Gebrauchsgegenstand zu einem ästhetischen Objekt macht, zum anderen an der ausgeklügelten magnetischen Mechanik, die dafür sorgt, dass die Holzfächer wie eine Küchenschublade mit Selbsteinzug einfach zu öffnen sind. Die feinen Magnete sind so arretiert, dass die einzelnen Kästchen auch mit unruhigen oder schwachen Fingern leicht anwählbar sind.
Dass das Stigma vor allem durch den Krankenhauslook entsteht und über das Design aufzulösen ist, war Born schnell klar. „Man nimmt die Dose jeden Tag in die Hand, man lebt mit ihr, hängt sie an den Kühlschrank – warum soll das nicht gut aussehen, und sich nicht auch gut anfühlen und vielleicht sogar Spaß machen?“ Und natürlich sendet eine herkömmliche Tablettendose sofort das Signal aus, dass dem Benutzer etwas fehlt, dass er krank ist. „Bei meinen Großeltern stand irgendwann dieses Plastikteil auf dem Tisch. Da wusste ich, es geht ihnen schlecht.“
Ein exklusives Produkt wie die Pillendose von Schoendiener wird dagegen zuerst als Designobjekt verstanden, als schön anzusehendes und anzufassendes Accessoire. Geradlinig, unauffällig, hochwertig und zeitlos. Ihr Zweck ist zunächst zweitrangig. Der Berliner Künstler Felix Leon Westner hat auf seinen Entwurf „Lipstick“ geschrieben. Die Hülle wird hier zur Projektionsfläche. „Ich freu mich schon auf die nächsten Editionen..“.
Die nächste Linie soll mit Zeichnungen von Kindern versehen werden, ein weiteres Projekt entsteht gerade mit Designstudenten der Münchener Universität. In der nächsten Stufe sind dann auch Sonderanfertigungen oder Kooperationen mit Unternehmen geplant.
Für die studierte Pharmazeutin ist die designte Pillendose eine Herzensangelegenheit. Sie wirkt ein bisschen wie ein gutes Medikament. „Es verbessert dein Leben. Jeden einzelnen Tag“, lächelt Born. Nebenwirkungen? „Das tägliche Leben wird jeden Tag ein bisschen schöner.“
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Schoendiener GmbH
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Linn Born
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